Internationaler Eishockeyverband

Suomi im Halbfinale

Suomi im Halbfinale

Finnland präsentiert sich als disziplinierte Einheit

Publiziert 18.05.2017 20:22 GMT+2 | Autor Hermann Graßl
Finnland stellt dem Favoriten aus USA ein Bein und zieht verdient in die Runde der letzten Vier ein.

Unter Leitung des kanadisch-tschechischen Schiedsrichtergespanns Gouin und Jerabek startete am Donnerstagnachmittag um 16.15 die lang ersehnte erste Viertelfinalbegegnung zwischen USA und Finnland in der Kölner LANXESS arena.

8.968 Zuschauer durften Zeugen dieser Partie zweier hochkarätiger Mannschaften sein.

Hatten sich die Finnen rechtzeitig an das Eis hier in Köln gewöhnen können, um gleich wie die Feuerwehr loszulegen? Zu Beginn war noch allgemeines Abtasten angesagt, bevor die USA das erste Ausrufezeichen setzten.

Die USA nahmen sich gleich viel vor und setzten die Finnen unter Druck.  Finnland hatte wohl noch Umstellungsprobleme und musste die ersten drei Minuten den Amerikanern überlassen, bevor sie dann seinerseits mit ihren ersten Torchancen gefährlich vor Jimmy Howard, dem etatmäßigen Goalie der US-Boys auftauchten.  Jetzt schienen die Finnen ins Spiel gefunden zu haben.

Eine Rettungstat in höchster Not. Ohtamaa bei Finnland verhinderte Schlimmeres nach gut 7 Minuten.

Das Torgestänge rettete nach fast 8 Minuten, sonst wäre Finnland in Führung gegangen, kurze Zeit später hätte Team USA beinahe jubeln können, bevor Kemppainen auf der anderen Seite eine ideale Einschussgelegenheit hatte, aber in Howard seinen Meister fand.

Die US-Boys marschierten weiter nach vorne und verzeichneten bald eine weitere Doppelchance. Savinainen zielte daraufhin zu genau und verpasste den ersten Treffer für die Suomi. Ein Alleingang auf Seiten der Finnen hätte dann aber in ein  Tor umgemünzt werden müssen. So blieb es beim bis dato leistungsgerechten Remis im ersten Abschnitt.

3 1/2 Minuten vor Drittel Ende bekam Finnland sein erstes Powerplay zugesprochen. Nick Schmaltz musste wegen Hakens auf die Strafbank. Es sprang zunächst nur eine Fast Chance durch Hietanen heraus, ansonsten hatte die amerikanische Defensive die Finnen gut vom eigenen Tor fern gehalten.

Eine finnische Führung wäre zu diesem Zeitpunkt aber nicht unverdient gewesen, auch wenn das Schussverhältnis von 8 zu 6 ein wenig mehr für die USA sprach. Im zweiten Drittel müssen beide Mannschaften noch zulegen, wollen sie letztlich als Sieger vom Eis gehen.

Der zweite Spielabschnitt begann gleich mal mit einer Überzahl für die Finnen, als Anders Lee wegen Beinstellens von der Kühlbox aus zusehen musste. Nach einer halben Minute nutzen die Finnen dies gnadenlos aus und markierten den ersten Treffer dieser Begegnung in Person von Mikko Rantanen, assistiert von Savinainen und Aho.

Wie würden nun die USA auf diesen Rückstand reagieren? Durch wütende Angriffe versuchten sie gleich diese Scharte auszuwetzen und schnellstmöglich den Ausgleich zu erzielen.  Wo blieb die im Spiel gegen Russland an den Tag gelegte Spritzigkeit und Dynamik? Es war definitiv noch sehr viel Luft nach oben im Spiel der US-Boys.

Die Nordländer witterten nun Morgenluft und schienen langsam die Oberhand zu gewinnen., auch wenn die USA zwischendurch wieder eine Chance kreierten.

In der 29. Spielminute bestraften sich die Amerikaner selbst durch ein dummes und völlig unnötiges Foul in ihrer eigenen Verteidigungszone; Lee Anders musste bereits zum zweiten Mal auf die Strafbank wegen Beinstellens.  Finnland zog ein überzeugendes Powerplay auf und schnürte die Amerikaner regelrecht ein und verzeichneten dabei zwei ausgezeichnete Möglichkeiten. Glück für die USA, dass Finnland nicht mehr Kapital daraus schlagen konnte.

Die USA hatten Probleme, den roten Faden zu finden und kamen mit der sehr disziplinierten Spielweise der Finnen nicht zurecht. Die US-Boys kreiselten zwar des Öfteren gekonnt um das finnische Tor, fanden aber keine Lücke im Zentrum, um den Abschluss zu finden.  Die Finnen fuhren weiterhin brandgefährliche Konter und hatten die eine oder andere Einschussgelegenheit zum Ausbau der Führung.

Nach gut 38 Minuten war es dann soweit und ein Finne musste eine Strafe absitzen. Pihlström war der Übeltäter wegen Beinstellens. Das war DIE Gelegenheit für die US-Boys, das Spiel wieder ausgeglichen zu gestalten, doch fast hätten die Finnen sogar in Unterzahl wieder getroffen. So blieb es bei der hauchdünnen aber mehr als verdienten Führung für die Suomi.

Die Schussstatistik im zweiten Drittel belegte dies auch mit 9 zu 6 für die Finnen. Die Nordländer hatten einfach mehr vom Spiel und bekamen im Laufe der Partie die leicht favorisierten Amerikaner gut in den Griff.

Die USA mussten sich nun im Schlussabschnitt einiges einfallen lassen, wollen sie nicht gleich im Viertelfinale den Heimweg antreten müssen. Insbesondere mussten die US-Boys ihr bisher gezeigtes  pomadiges Auftreten schleunigst über Bord werfen und aggressiver zu Werke gehen, um Finnland doch noch in die Schranken zu verweisen.

Gesagt getan waren die US-Boys sofort im Vorwärtsgang und erspielten sich eine erste Chance. Sie mussten nun bald aufwachen, um dem Spiel endlich ihren Stempel aufzudrücken.

Doch sie bremsten sich gleich selbst wieder aus, indem Hayes wegen unkorrekter Ausrüstung zwei Minuten aufgebrummt wurde. Auch diese Strafzeit kann wohl unter 'nicht unbedingt nötig' subsumiert werden. Finnland fand aber erst spät seine Grundaufstellung, um sich echte Chancen heraus zu spielen. So verpuffte diese numerische Überzahl.

Diese verpasste Gelegenheit wurde aber dann in der 47. Spielminute nachgeholt, als die Finnen einen 2 zu 1 Konter perfekt zu Ende spielten und Joonas Kemppainen assistiert durch Aaltonen erfolgreich war. Dieses 2:0 war die logische Folge ihrer Überlegenheit und entsprach immer mehr dem Spielverlauf.

Die US-Boys nahmen sich nun auch wieder selbst aus dem Spiel, indem sie undiszipliniert agierten und in Person von Kevin Hayes erneut in Unterzahl gerieten. Auf diese Weise würde das Unterfangen Halbfinale mehr als schwierig werden, zumal nur noch knapp 10 Minuten zu spielen waren. Zum Glück überstanden die Amerikaner diese brenzlige Situation.

Da in der vorletzten Spielminute die USA nochmals in numerischer Unterzahl antreten mussten, schien das Spiel endgültig entschieden zu sein, auch wenn die Amerikaner ihren Torwart herausnahmen. Mit einer Strafe gegen Ohtamaa von Finnland gab es dann doch noch eine 5 zu 4 Konstellation für die USA. Jetzt hätte es aber schon ein Wunder gebraucht, um innerhalb von nur mehr einer Spielminute zwei schnelle Tore zu erzielen, um sich zumindest in die Verlängerung zu retten.

Dieses „Miracle on Ice“ blieb aber letztlich aus, so dass die Finnen angesichts der Vorrunde doch etwas überraschend ins Halbfinale einzogen mit einem letztlich dann doch ungefährdeten 2:0-Sieg.

Dem US-Coach Jeff Blashill war die Enttäuschung sichtlich anzumerken und er konstatierte, dass sein Team ein tolles Turnier gespielt hat, aber am heutigen Tag an effektiven Finnen gescheitert ist, die heute vieles besser machten als seine Jungs.

Lauri Marjamäki war sehr stolz auf seine Mannschaft und meinte, das Abschlussspiel gegen Kanada hätte seinem Team wertvolle Erkenntnisse geliefert, was sich heute ausgezahlt habe.

Als bester Spieler bei Team USA bekam ihr Torwart Jimmy Howard die Tissot-Uhr überreicht, während bei Finnland  ebenfalls ihr Goalie Harri Sateri ausgezeichnet wurde.

Die Ehrung der drei besten Spieler bei Team USA durften Gaudreau, Lee und Larkin verdientermaßen entgegennehmen.

Finnland zieht nunmehr ins Halbfinale und trifft dort auf den Sieger der Partie zwischen Schweiz gegen Schweden.

 

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