Internationaler Eishockeyverband

Huet hat noch nicht genug

Huet hat noch nicht genug

Französischer Goalie freut sich auf WM in Paris

Publiziert 25.04.2017 15:09 GMT+2 | Autor Risto Pakarinen
„Wir möchten unserem Land zeigen, welch ein großartiger Sport Eishockey ist“, sagt der französische Nationaltorwart Cristobal Huet.

1997 brachte Frankreich einen neuen, vielversprechenden Torhüter zur WM nach Finnland. Der 21 Jahre junge Cristobal Huet aus Grenoble spielte etwas über 100 Minuten im Turnier, und es war nicht einfach. Seine Fangquote aus seinen drei Spielen betrug 79.3 Prozent.

Es wurde danach besser und in acht Monaten will er seine WM-Karriere auf heimischem Eis in Paris beenden – genau 20 Jahre später. Die Chance, in der berühmten Halle von Bercy (neu AccorHotels Arena) Frankreich zu vertreten, war eine Motivation für Huet.

„Ich denke dadurch spielte ich ein paar Weltmeisterschaften mehr als ich wollte“, sagt er mit einem Lächeln.

„Wir möchten unserem Land zeigen, welch ein großartiger Sport Eishockey ist und welch ein großartiger Event die Eishockey-Weltmeisterschaft ist. Ich wäre wahrscheinlich vom internationalen Eishockey zurückgetreten ohne dieses Turnier, denn es ist eine lange Zeit weg von der Familie“, fügt er hinzu.

Die Heim-WM wäre seine 14. Weltmeisterschaft in der Top-Division. Damit würde er zu den Rekordhaltern unter den Torhütern aufschließen – zum Weißrussen Andrei Mezin und zur sowjetischen Legende Vladislav Tretiak.

Huet hat schon einiges erlebt. Er wurde als 25-Jähriger für die NHL gedraftet, als die Los Angeles Kings ihr neuntes Draftrecht nutzten, um Huet in der siebten Runde als Nummer 214 zu wählen. Damals hatte er schon die französische Meisterschaft mit Grenoble gewonnen und den Schweizer Titel in seiner ersten NLA-Saison mit Lugano, wurde dabei auch in beiden Ligen zum besten Torhüter gewählt. 2003 hatte er als 27-Jähriger sein NHL-Debüt und 2010 gewann er mit den Chicago Blackhawks als erster Franzose den Stanley Cup.

Heute feiert er seinen 41. Geburtstag. Die Frage nach seinem Alter taucht bei Interviews daher unweigerlich auf.

„Insbesondere für einen Eishockeyspieler ist es eine große Sache 40 zu werden“, sagt er.

„Ich bin nicht mehr so schnell wie früher, aber ich versuche mehr mit meinem Kopf als mit meinem Körper zu spielen. Ich liebe den Sport noch immer und der Schlüssel ist zu lieben, was du tust und es zu schätzen, die Chance zu haben auf diesem hohen Level spielen zu dürfen“, erklärt er.

Andere Spieler über 40 sprechen über die Wichtigkeit, zum Körper achtzugeben, sich richtig zu ernähren, auszuruhen und härter oder zumindest effizienter als jemals zuvor zu arbeiten.

„Ich war niemals der härteste Arbeiter neben dem Eis, aber ich begreife die Realität [meines Alters]. Ich tue alles, um top zu bleiben und nutze alle Methoden, die mir zur Erholung nach einem Spiel helfen“, sagt er.

Huet sieht nicht wie ein typischer Torhüter des 21. Jahrhunderts aus, der auf dem Eis zu den größten Spielern, ohne Ausrüstung aber zu den dünnsten im Team gehört. Huet ist muskulös mit starken Armen und Beinen. Bei einer Größe von 183 cm bringt er 91 Kilos auf die Waage und ist damit schwerer als vier seiner Verteidiger und drei seiner Stürmer, die vor ihm bei der Olympia-Qualifikation in Oslo spielen.

„Ich war schon immer so. Ich weiß, dass viele Torhüter dünn sind, aber mein Körper ist halt so. Ich wollte immer dasselbe Kraftprogramm wie die Feldspieler machen“, sagt er, lächelt, und fügt an: „Und ich esse gerne.“

2012 unterschrieb Huet einen Vierjahresvertrag mit Lausanne. Der lange Vertrag und die Tatsache, dass seine Frau aus der Region stammt und Grenoble nur zwei Fahrstunden entfernt ist, machte die Entscheidung für Huet leicht, selbst wenn Lausanne damals noch in der zweiten Schweizer Spielklasse spielte.

„Es war Zeit an meine Familie zu denken, und obwohl ich Angebote aus größeren Ligen hatte, wollte ich nicht einen kurzfristigen Vertrag unterschreiben und wieder mit den Kindern umziehen“, sagt er.

Lausanne stieg zum Ende seiner ersten Saison auf und ein Jahr später war Huet der beste Torhüter der Liga. In einer Umfrage wurde er zum besten Torhüter und ins All-Star-Team gewählt, nachdem „CristoWall“ die Liga mit sieben Shutouts anführte.

Letzte Saison, mit 40, spielte er 46 von 50 Spielen. Das ist mehr als viele Torhüter in der NHL spielen.

„Die Schweizer Liga ist hart, da wir oft am Freitag und das nächste Spiel am Samstag haben und ich weiß, dass es in meinem Alter geschickt wäre, dem anderen Torhüter Eiszeit zu geben, aber die Entscheidung liegt nicht bei mir. Wenn der Trainer mich spielen lassen möchte, will ich natürlich immer spielen“, sagt er.

Alle drei Spiele in der Olympia-Qualifikation zu bestreiten, ist somit nichts Ungewöhnliches für Huet.

„Außer dass es noch früh in der Saison ist und ich wie ein Dieselmotor bin, der Zeit braucht um zu starten. Wir wussten, dass wir im September in Form wie Mitte Saison sein müssen, das ist bisschen anders“, sagt er.

Huet hat seit 1998 nicht mehr in Frankreich gespielt, sah aber die Höhen und Tiefen des französischen Eishockeys im Nationalteam, für das er auch zwei WM-Division-I-Turniere bestritten hat. In Oslo will er dem Team helfen, sich für die Olympischen Winterspiele zu qualifizieren und die Stabübergabe an die nächste Generation vorzubereiten.

„Wir haben auf Papier nicht das stärkste Team, was man in der Weltrangliste – wir sind 14. – sehen kann, aber wir lernten von [Philippe] Bozon und den anderen, die vor uns da waren, dass wir hart arbeiten müssten und eine gute Atmosphäre im Team brauchen.

„Es ist wichtig für uns zu sehen, dass Stéphane Da Costa und Pierre-Edouard Bellemare zu den Spielern gehören, welche Führungsqualitäten zeigen wie sie [Team-Captain Laurent] Meunier und Yorick Treille jeden Tag gezeigt haben. Wir wissen, dass die französische Mannschaft bei ihnen in guten Händen sein wird. Die Atmosphäre, die Energie und das Wissen, sich glücklich zu schätzen für das Land zu spielen, wird in Zukunft da bleiben“, sagt Huet.

Doch zuerst folgt das Spiel am Sonntag gegen Norwegen, mit Treille, Meunier und Huet.

„Wir sind 60 Minuten von der Olympiade entfernt, Norwegen spielt daheim und die Halle wird ausverkauft sein. Wir wissen, dass der Druck auf die Heimmannschaft groß sein wird, daher hoffen wir auf einen guten Start“, sagt er.

 

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