Internationaler Eishockeyverband

„Erwarten einen harten Fight”

„Erwarten einen harten Fight”

Ehrhoff über Olympische Spiele, NHL, Heim-WM

Publiziert 25.04.2017 15:09 GMT+2 | Autor Martin Merk
Der deutsche Verteidiger Christian Ehrhoff ist mehr als bereit um in Riga sein Tor zu verteidigen – und seinen Geldbeutel.

Christian Ehrhoff könnte nächstes Jahr seine zweite Heim-WM in Köln bestreiten. Foto: Minas Panagiotakis / HHOF-IIHF Images

Als das Herrennationalteam es nicht nach Sotschi 2014 schaffte, beim Qualifikationsturnier daheim in Bietigheim-Bissingen, war e seine Art nationales Trauma für das deutsche Eishockey.

In diesen Tagen schauen die Perspektiven besser aus mit einer starken Mannschaftsleistung in Riga, sieben NHL-Spieler im Kader und die 2017 IIHF Eishockey-Weltmeisterschaft auf heimischem Eis in Köln (ausgetragen zusammen mit der französischen Hauptstadt Paris) am Horizont.

Einer der erfahrensten Stars in schwarz-rot-gold ist Christian Ehrhoff. Der Abwehrspieler verteidigt in Riga nicht nur gut auf dem Eis, sondern auch seine Geldbörse. Er packte einen Taschendieb beim Teamhotel, der sie stehlen wollte, und trieb das kriminelle Duo in die Flucht.

Auch auf dem Eis lief es scheinbar locker für die deutsche Hintermannschaft mit zwei Siegen und 11:0-Toren vor dem entscheidenden Spiel gegen den Gastgeber Lettland.

„Das haben wir nicht wirklich erwartet, aber wir haben im Spiel ein bisschen einen schweren Start erwischt, waren bisschen nervös, da haben wir zum Glück in beiden Spielen das erste Tor gemacht, was uns relaxt hat“, sagt Ehrhoff. „Danach lief es immer besser für uns. Hoffentlich können wir gegen Lettland erneut das erste Tor erzielen, das wäre sehr wichtig.“

Gegen Lettland spielt er nicht zum ersten Mal. Trotz seiner langen NHL-Karriere schaffte er es Deutschland bei sechs IIHF Eishockey-Weltmeisterschaften und drei Olympischen Winterspielen zu vertreten.

„Es wird eine super Kulisse hier sein. Die werden alles in den Kampf legen, genauso wie wir. Wir erwarten ein hartes, schnelles Spiel und einen harten Fight. Sie haben sehr talentierte Stürmer, die gut mit der Scheibe umgehen können und läuferisch stark sind. Da darf man sich defensiv kaum Fehler erlauben“, sagt Ehrhoff. Er und seine Abwehrkollegen werden damit besonders gefordert sein.

Für Ehrhoff könnte der internationale Kalender diese Saison voll sein mit dem World Cup diesen Monat und möglicherweise der WM in Köln, weniger als eine Autostunde entfernt von seiner Heimat mit seinem Geburtsort Moers und Krefeld, wo er sein Club-Eishockey in Deutschland spielte.

Heute wird der Fokus aufs Lettland-Spiel sein und um sich für PyeongChang 2018 zu qualifizieren, doch morgen beginnt bereits das nächste Abenteuer, wenn er zum Team Europe stößt für den World Cup.

„Ich denke es wird erstmals ein super Event sein in Toronto mit den besten Spielern der Welt. Es wird auch eine schöne Sache sein, für Team Europa zu spielen. Es ist ein Team, das so noch nie gespielt hat mit sehr guten Spielern und wir wollen natürlich so schnell wie möglich als Team zusammenkommen und dann ein gutes Turnier spielen“, sagt Ehrhoff zum Turnier. „Ich kenne schon ein paar Spielern aus anderen Ländern, mit denen ich zusammengespielt habe wie Kopitar oder Vanek als Beispiel.“

Er freut sich, mit den Stars zusammenzuspielen und neue kennenzulernen. Insbesondere den Schweizer Roman Josi. „Er ist im Moment einer der besten Verteidiger in der Liga. Das ist ein Spieler, bei dem es schön sein wird, ihn mal im Training zu sehen“, so Ehrhoff.

Seit seinem NHL-Debüt mit den San Jose Sharks 2013/14 hat er zwölf Jahre in der National Hockey League gespielt, zuletzt für die Chicago Blackhawks nach einem Spielertausch mit den Los Angeles Kings im Februar.

„Meine besten Zeiten waren mit Vancouver, wo wir [2011] ins Finale gekommen sind und wo es auch persönlich für mich sehr gut lief. Ansonsten habe ich viele schöne Erinnerungen und viele schöne Zeiten gehabt“, bilanziert er die Highlights seine NHL-Karriere.

Seine Zukunft in der NHL ist noch unklar, doch will er sich nach dem World Cup entscheiden.

„Ich versuch mich dort für einen neuen Job in der NHL zu empfehlen und dann am Ende des Turniers werde ich über meine Zukunft entscheiden“, so Ehrhoff.

Zu seinen besten Erinnerungen im Eishockey gehört auch das Jahr vor dem Stanley-Cup-Finale. Nicht so sehr wegen des Ausscheidens mit den Canucks in der zweiten Runde, aber vielmehr weil er während der WM zur deutschen Mannschaft bei der 2010 IIHF Eishockey-Weltmeisterschaft stieß, die in Köln, Mannheim und Gelsenkirchen stattfand.

Die Deutschen hatten eine großartige Finalrunde mit einem 1:0-Viertelfinalsieg in einem harten und emotionalen Spiel gegen den Erzrivalen Schweiz, bevor in Köln die großen Nationen um die Medaillen herausgefordert wurden.

Die Deutschen hatten gegen Russland nach zwei Dritteln im Halbfinale mehr Schüsse und es stand 1:1 bis zwei Minuten vor Schluss, als Pavel Datsyuk vor 18.734 Zuschauern in Köln das Siegestor für die Russen erzielte. Im Spiel um Bronze verlor Deutschland gegen Schweden 1:3, doch die Spieler wurden nach dem vierten Schlussrang als Helden gefeiert. Es war die beste WM-Klassierung in 57 Jahren und der grösste Erfolg seit Olympia-Bronze 1976 in Innsbruck.

„Wir haben als Team zusammengefunden und haben uns einfach von Spiel zu Spiel gesteigert. Das war unser Geheimrezept. Mehr war da nicht“, erklärt der 34-Jährige zurückblickend und gerät ins Schwärmen.

„Vor heimischem Publikum eine WM zu spielen ist etwas ganz Besonderes. 2010 war unsere erfolgreichste WM und da denke ich gerne daran zurück. Es war eine super Zeit und das wird nächstes Jahr wieder ein super Event werden.“

Mit der 2017 IIHF WM zu Gast in zwei attraktiven Städten und zwei der größten Sporthallen Europas kann er jedem Fan einen Besuch wärmstens empfehlen.

„Köln hat schöne Ecken, allen voran den Kölner Dom, den man sich anschauen kann. Es ist eine schöne Stadt, wo man einiges machen kann“, sagt er.

Ehrhoff wie auch viele andere im deutschen Eishockey hoffen, dass der Großanlass den Eishockey-Sport vorwärts bringen wird.

„Die WM bringt hoffentlich weiteren Aufschwung. Wir haben in den letzten ein, zwei Jahren gute Zeichen für die Zukunft gesetzt, viele Änderungen vorgenommen und es wird noch weitere Änderungen geben, um das deutsche Eishockey nach vorne zu bringen, und da kann eine WM viel helfen“, sagt er.

Es ist da selbstredend, dass Ehrhoff hofft, teilzunehmen, wenn er kann. Alles hängt von seiner Situation in Nordamerika ab, für welches NHL-Team er spielt und wie weit es kommt.

„Ich wäre natürlich gerne dabei, ganz klar“, sagt er.

Doch zuerst liegt der Fokus auf Lettland. Das Spiel beginnt um 17 Uhr deutsche Zeit und kann live auf Sport1 verfolgt werden, in anderen Ländern im Live Stream des Olympic Channels.

 

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