Internationaler Eishockeyverband

„Sbornaja“ unaufhaltbar

„Sbornaja“ unaufhaltbar

Russisches Powerplay zu stark für Deutschland

Publiziert 08.05.2017 20:36 GMT+2 | Autor Torsten Gaber
Vor ausverkauftem Haus konnte Russland erneut seine Titelambitionen mit einem ungefährdeten 6:3-Sieg gegen Deutschland untermauern.

Am Montag, den 8.5.2017, startete für Russland und Deutschland der 3. Vorrunden-Spieltag der diesjährigen Eishockey-WM. Die Kölner LANXESSarena war auch beim dritten Deutschland-Spiel sehr gut besucht. 18.734 Eishockeyfans hatten den Weg in die ausverkaufte Spielstätte gefunden und peitschten Ihre Farben von Beginn an lautstark nach vorn.

Nach dem überragenden 10:1-Sieg am Vortag gegen Italien wollte Russland nun auch dem deutschen Gastgeber die Grenzen aufzeigen. Team Deutschland mußte im letzten Spiel gegen Schweden eine 2:7-Schlappe verkraften, konnte den gestrigen Ruhetag jedoch zur Erholung nutzen.

Neu im Team von Marco Sturm war heute erstmalig Kapitän Christian Ehrhoff, der die ersten beiden Spiele wegen einer Oberkörperverletzung nur von der Tribüne aus verfolgen konnte. Eins war schon vor dem Spiel klar… nur mit einer TOP-Defensivleistung rund um Goalie Thomas Greiss würde die russische Tormaschine zu bremsen sein.

Deutschland startete mutig und wollte die Russen mit schnellen Angriffen in der ersten Minute überraschen, doch es kam es genau andersrum: Nach nur 64 Sekunden fiel die frühe Führung für Team Russia.

Dennis Seidenberg konnte den Puck nur hinter das eigene Tor klären, Yevgeni Dadonov erlief die Scheibe und passte vor das deutsche Tor, wo Vadim Shipachyov aus 2 Metern unbedrängt einschoss.

Team Deutschland brauchte im Anschluss ein paar Minuten, um sich von dem frühen Schock zu erholen, doch dann hatte Philip Gogulla die erste gute Torchance. In der 5. Minute zog er von links ins gegnerische Drittel nach schöner Kombination. Sein Schlagschuss ging aber knapp am langen Eck vorbei.  

Kurz darauf die erste Strafe des Spiels gegen Patrick Reimer. Hier kamen Dadonov und Anton Belov zu guten Schussgelegenheiten, die Greiss im Tor der Deutschen aber sicher abwehren konnte. Deutschland überstand die Unterzahl unbeschadet.

In der 9. Minute dann das erste Powerplay für Deutschland, als Artemi Panarin für Haken auf die Strafbank ging. Hier kam erst Felix Schütz zu einer hervorragenden Schusschance vor dem Tor, scheiterte mit seinem Rückhandheber aufs kurze Eck aber am russischen Torwart Andrei Vasilevski. Tobias Rieder hatte Sekunden vor Ende der Strafe dann das 1:1 auf dem Schläger, schob einen Abpraller aber knapp am offenen Tor vorbei. So blieb es beim 1:0 für den Rekordweltmeister.

In der 14. Spielminute dann eine ganz unschöne Szene von Patrick Hager, der Sergei Mozyakin von hinten foulte. Der russische Spieler mußte verletzt vom Eis geführt werden und Hager, der bisher beste Torschütze der Deutschen mit 2 Turniertoren, das Spiel mit einer Matchstrafe für Slew-Footing (Schlag oder Tritt von hinten gegen Bein oder Fuß des Gegenspielers) verlassen. Ihm droht eine längere Spielsperre nach der Aktion.

Da sich Sergei Plotnikov nach der Aktion 2 Minuten für übertriebene Härte einhandelte, ging es erst mit 4 gegen 4 auf dem Eis weiter, bevor Russland anschließend für 3 Minuten Überzahl spielen konnte.

Und in diesem Powerplay zeigte die russische Auswahl dann ihre ganze Klasse.

Nach schneller Kombination nimmt Shipachyov einen scharfen Pass durch den Slot von Gusev direkt und versenkt den Puck zum 2:0 für Russland. Thomas Greiss war ohne Chance beim Schuss aufs kurze Eck.

Russland blieb aufgrund der Matchstrafe weiterhin in Überzahl und nutzte diese nur 1:15 Minute später erneut aus zum 3:0.

Verteidiger Ivan Provorov bekam den Puck in zentraler Position an der blauen Linie und sein Schuss ging an allen vorbei ins Tor. Greiss war die Sicht verdeckt, sodass er den Puck erst sah, als er schon hinter ihm eingeschlagen war.

So ging es in die erste Drittelpause.

In den ersten Minuten des 2. Drittels dominierte Russland Spiel und Gegner nach Belieben und erarbeitete sich weiterhin Chancen im Minutentakt. Angefeuert von lautstarken „Scheibu, Scheibu“-Rufen von den Rängen prasselten in der 28. Minute gleich 4 Schüsse in wenigen Sekunden auf das Tor von Greiss, der alles abwehren oder festhalten konnte. Spätestens jetzt war klar, dass der Torhüter der New York Islanders heute Schwerstarbeit leisten mußte, um ein Debakel, wie das der Italiener gestern gegen Russland, zu verhindern.

Nach 30 Minuten mußte dann Yasin Ehliz für 2 Minuten auf die Strafbank und die Russen konnten erneut ihr glänzend aufgelegtes Powerplay aufs Eis schicken.

Die Sbornaja fand sofort in die Powerplay-Aufstellung, Matthias Plachta konnte noch einen Schuss von Panarin von der blauen Linie blocken, dieser konnte den Abpraller des Mannheimers jedoch per Direktpass auf Nikita Gusev vor dem Tor spielen, der zum 4:0 aus kurzer Distanz vollendete nach 31:10 Minuten. Es war bereits das 3. Überzahl-Tor in diesem Spiel für Russland, was für die Klasse des russischen Special Teams in diesem Turnier spricht.

Harte, präzise Pässe und ein gnadenloser Abschluss vor dem Tor sind für kaum ein Team zu verteidigen und werden auch den weiteren Gegnern der Russen Probleme bereiten.

Im Anschluss hatte erneut Gusev mit einem Alleingang auf Greiss die Chance, das Ergebnis zu erhöhen. Doch Greiss hielt dessen Schuss fest. Gusev fuhr daraufhin ungläubig und kopfschüttelnd zur Bank und konnte nicht fassen, dass er diese Chance nicht verwandeln konnte zu seinem 2. Tor im Spiel.

Nikita Kucherov machte es in der 36. Minute besser: Yannick Seidenberg vertändelte die Scheibe im russischen Verteidigungsdrittel gegen Kucherov, der daraufhin alleine auf Greiss zulaufen konnte und den Puck über den am Boden liegenden Goalie mit der Rückhand versenkte zum 5:0. Es war der letzte Treffer im mittleren Spielabschnitt.

Russland war auch zu Beginn des letzten Drittels spielbestimmend und kam zu weiteren Torchancen, um das Ergebnis noch deutlicher werden zu lassen. Greiss, der weiterhin das deutsche Tor hütete, stemmte sich gegen eine höhere Niederlage.

Deutschland kam zunächst nur vereinzelt zu Torabschlüssen, die den russischen Goalie kaum vor Probleme stellten. Er hielt seinen Kasten sauber bis zur 46. Minute.

Doch dann fasste sich Moritz Müller an der blauen Linie ein Herz, seinen Schuss konnte Vasilevski nur nach vorne abprallen lassen und Brooks Macek staubte zum 1:5 ab.

Kurz darauf dann ein Powerplay für Deutschland, als Shipachyov auf die Strafbank mußte.

Nach einer weiteren Strafe gegen Team Russland gab es die Chance für Deutschland mit zweifacher Überzahl einen weiteren Treffer zu erzielen…und sie wurde genutzt.
Kapitän Christian Ehrhoff feuerte einen Schlagschuss von der blauen Linie ab, den Philip Gogulla ins Tor abfälschte zum 2:5 in der 51. Minute aus deutscher Sicht.

Es war der Weckruf für die deutschen Fans, die nun auf mehr hofften und ihr Team nach vorne trieben.

Doch mitten in der folgenden Drangphase der Deutschen fiel dann das alles entscheidende 6. Tor für Russland. Artemi Panarin schoss aus dem Slot, Greiss und der Pfosten retteten noch für Deutschland, doch den freiliegenden Puck schob Nikita Kucherov über die Torlinie zum 6:2 für Russland.

Der Treffer von Youngster Frederik Tiffels, der einen Alleingang in der letzten Minute abschloss zum 3:6, war nur noch Ergebniskosmetik.

Russland siegt am Ende verdient mit 6:3 und steht an der Tabellenspitze von Gruppe A mit 8 Punkten.

Die Ehrung für den bester Spieler nahm auf deutscher Seite Kapitän Christian Ehrhoff entgegen, bester russischer Spieler war Nikita Kucherov.

Deutschland trifft am Mittwochabend auf die Slowakei, Russland muß gegen Dänemark am Donnerstagnachmittag antreten.

 

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