Internationaler Eishockeyverband

Höhepunkt für Kostner

Höhepunkt für Kostner

Eissport-Familie hofft auf Erfolg für Italien

Publiziert 10.05.2017 13:49 GMT+2 | Autor Martin Merk
Höhepunkt für Kostner
Simon Kostner bestreitet seine erste IIHF Eishockey-WM der Top Division mit Italien. Foto: Andre Ringuette / HHOF-IIHF Images
Der Stürmer Simon Kostner genießt jede Sekunde auf dem Top-Level und der Südtiroler hofft, dass Italien in der IIHF Eishockey-WM bleiben kann.

Dies zu bewerkstelligen ist jedoch alles andere als eine einfache Aufgabe, was die Mannschaft schon vor dem Turnier wusste. Nach zwei Jahren Zweitklassigkeit und einem Aufbauprozess mit einheimischen Spielern sind die Italiener als Außenseiter zurück bei der WM.

Einer der Spieler ist Simon Kostner, der von einer Eissportfamilie aus Gröden kommt.

“Es ist super hier. Für mich ist es das erste Mal. Ich genieße die Zeit hier richtig. Die Stadt ist toll, das Hotel ist super. Jeden Tag zwischen diesen Top-Spielern zu sein ist einmalig für uns und das genießen wir wirklich“, sagt Kostner.

Zwar nicht verwandt mit seinem Teamkameraden Diego Kostner, ist Simon der Sohn von Erwin Kostner, einem langjährigen Eishockeyspieler für das italienische Nationalteam und den HC Gröden. Er ist Assistenztrainer bei seinem Clubteam Rittner Buam und Cheftrainer des U20-Nationalteams. Zu Erwin Kostners Höhepunkte zählen die Teilnahme bei den Olympischen Winterspielen 1984 und der Eishockey-WM 1983. Simon Kostners Mutter war eine Eiskunstläuferin und die Gene wurden an die Kinder vererbt. Simon Kostners Schwester Carolina gewann als Eiskunstläuferin WM-Gold 2012, mehrere EM-Titel und Olympia-Bronze in Sotschi 2014.

„Als wir klein waren, waren wir oft in der Eishalle. Meine Mutter sagte immer, die Eishalle war wie ein Kindermädchen für uns. Sie schickte uns aufs Eis und konnte gleichzeitig einkaufen gehen, während wir Spaß hatten auf dem Eis“, erzählt er über seine Kindheit.

Für den 26-Jährigen ist es der erste internationale Event auf dem Top-Level. Letztes Jahr hatte er sein IIHF-Debüt mit dem Herren-Nationalteam, das zusammen mit Slowenien den Aufstieg zur 2017 IIHF Eishockey-Weltmeisterschaft schaffte.

Kostner spielt sonst für die Rittner Buam, welche Gastgeber des Finalturniers des IIHF Continental Cups waren bevor sie den italienischen Meistertitel und die länderübergreifende Alps Hockey League gewannen. Er ist einer von zwei Spielern des Clubs hier.

„Ich fühle mich in Ritten wirklich gut. Ich bin das dritte Jahr dort und seit ich gekommen bin habe ich mich aufgenommen gefühlt. Ich fühle mich fast wie ein Rittner“, sagt Kostner.

„Es macht richtig Spaß dort zu spielen. Die Mannschaft eine Gruppe enger Freunde ist, die alles füreinander geben.“

Die meisten italienischen Spieler kommen aus kleineren Ortschaften im Norden des Landes. Klobenstein, wo die Rittner Buam spielen, ist nicht weit entfernt von der größten Südtiroler Stadt Bozen, jedoch rund 1000 Meter höher entlang einer kurvigen Straße. Nur 1400 Einwohner leben dort und etwas weniger als 8000 in der Gemeinde Ritten mit 17 Dörfern auf der Rittner Platte. Und wie einige anderen Spieler setzt Kostner nicht voll auf Eishockey.

„Ich lebe und arbeite immer noch in Gröden. Es ist nur eine halbe Stunde, da macht es mir nichts aus jeden Tag hoch zu fahren“, sagt er. Neben dem Eishockey versucht er ein zweites Standbein aufzustellen. „Ich bin selbstständig in Kommunikation und Social Media für kleine Unternehmen.“ Auftritte für Unternehmen macht er auch lieber, als für sich selbst.

Nach seinem Vater und seiner Schwester sowie der früheren Skirennfahrerin Isolde Kostner, die mit der Familie ebenfalls verwandt ist, hat es nun Simon Kostner ins internationale Scheinwerferlicht geschafft. Als Junior versuchte er sein Glück im Ausland, als er 15 war. Er spielte für die Jungadler Mannheim in der höchsten deutschen Nachwuchsliga DNL. Danach ging es nach Jyväskylä in die höchste finnische Juniorenliga. Dort spielte er auch zwei Jahre für das Farmteam in der zweithöchsten Herrenliga sowie vier Spiele für JYP Jyväskylä in der höchsten finnischen Spielklasse, der Liiga. Seit 2013 ist er zurück in Italien.

„Wenn sich die Chance ergibt im Ausland zu spielen, wäre ich natürlich froh, sie zu ergreifen. Es ist für einen Spieler sicher ein Ziel und ein Ansporn, wenn er in einer höheren Liga spielen kann“, sagt er über seine Ambitionen. „Mir würde es richtig gut gefallen, wenn ich die Chance bekäme. Mal schauen.“

Eine der Gründe, wieso er im Nationalteam ist, ist dass die „squadra azzurra“ ihr Gesicht verändert hat. Der italienische Verband setzt mehr auf einheimische statt wie früher auf eingebürgerte Spieler, selbst wenn dies die Konsequenz hatte, dass man 2015 ein Jahr nach dem Abstieg den Wiederaufstieg zu den Top-16-Nationen verpasste, nachdem man zuvor im Jahresrhythmus auf- und abgestiegen war.

„Seit ein paar Jahren wird in der Nationalmannschaft mehr auf einheimische Spieler gesetzt. Die Mannschaft ist noch ziemlich jung, aber man sieht von mir aus schon die ersten Früchte“, sagt Kostner.

„Wir haben zwar noch ein paar Schwierigkeiten Tore zu schießen, aber das wird von mir aus auch noch kommen. Wenn man zurzeit zur Nationalmannschaft geht, macht es richtig Spaß da zu spielen. Alle Jungs, die da sind, sind mehr oder weniger im gleichen Alter. Man sieht, dass wie hier auf dem Ritten alle gute Freunde sind und das hilft natürlich auf dem Eis, dass wenn einer ein Fehler macht, die anderen versuchen ihn auszubügeln. Das ist eine sehr wichtige Sache in einer Mannschaft.“

Kostner nahm sich vor alles zu tun um es in die Mannschaft zu schaffen und nun ist er in Köln.

„Das ist schon ein Traum seit jeher als mein Vater noch die Geschichten erzählte von den Weltmeisterschaften zu seiner Zeit. Da war es immer ein Ziel und ein Traum, bei der WM mitzuspielen und gegen die besten Spieler der Welt anzutreten“, sagt er.

Das Einzige, was bislang nicht klappte, sind Siege. Abgesehen vom zweiten Spiel, bei welchem die Italiener von den Russen mit 10:1 überfahren wurden, gab es knappe Niederlagen gegen die Slowakei (2:3 nach Verlängerung) und Lettland (1:2 nach einem späten Gegentreffer). Damit wird das Ziel Klassenerhalt noch schwieriger zu bewerkstelligen sein, zumal Dänemark als WM-Gastgeber für 2018 nicht absteigen kann.

„Es war bitter. Es war unsere Chance Punkte zu machen und wir haben auch alles drangesetzt, aber wie beim ersten Spiel fehlte nur eine Minute. Schade“, sagt Kostner zum letzten Spiel gegen Lettland.

Heute gegen die USA und später in den weiteren Spielen gegen Schweden, Deutschland und Dänemark haben die Italiener vier weitere Möglichkeiten für eine Überraschung in Köln.

„Viele Mannschaften haben sicherlich viel mehr Erfahrung als wir. Unsere Stärke ist es als Mannschaft aufzutreten, immer wirklich zusammenzuhalten und so haben wir die Chance hier ein oder vielleicht zwei Spiele zu gewinnen“, sagt Kostner.

„Wir haben jetzt gesehen, dass nicht so viel fehlt. Wir sind schon immer da außer gegen Russland, das war eine andere Geschichte. Wir haben die Möglichkeit hier Punkte zu machen, wir müssen nur weiter fest arbeiten und zusammenhalten, dann klappt es auch.“

 

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