Internationaler Eishockeyverband

Ungefährdeter Heimsieg

Ungefährdeter Heimsieg

Deutschland fährt wichtige Punkte ein

Publiziert 13.05.2017 23:38 GMT+2 | Autor Torsten Gaber
Ungefährdeter Heimsieg
Deutschlands Christian Ehrhoff mit einer Tormöglichkeit gegen den italienischen Torwart Andreas Bernard. Foto: Andre Ringuette / HHOF-IIHF Images
Angeführt von NHL-Star Leon Draisaitl schlägt der WM-Gastgeber Deutschland den Aufsteiger aus Italien hochverdient mit 4:1 (2:1; 2:0; 0:0).

Am Samstag abend stand in der LANXESS arena die WM-Partie Italien-Deutschland auf dem Plan. 18.712 Zuschauer hatten den Weg in die ausverkaufte Spielstätte gefunden und zu Beginn des Spiels ging es eigentlich nur um eine Frage: Sind die NHL-Stars Grubauer und Draisaitl, die heute nachmittag erst zur Mannschaft gestoßen sind, dabei?

Klare Antwort: JA!! Beide standen auf dem Spielberichtsbogen und wurden euphorisch vom Publikum beim Warm Up empfangen. Besonders groß war der Jubel natürlich beim „Kölschen Jung“ Leon Draisaitl, der sich besonders auf die WM in seiner Heimatstadt freute und heute morgen mit seinen Eltern die Fahrt von Frankfurt nach Köln angetreten hatte, um schnellstens bei der Mannschaft zu sein.

Headcoach Marco Sturm hatte das deutsche Team im Vergleich zu den letzten Partien gleich auf einigen Positionen verändert: Für den Verletzten Thomas Greiss, der während dieser Weltmeisterschaft mutmaßlich nicht mehr zum Einsatz kommen kann, wurde Philipp Grubauer aufgeboten. Er startete allerdings als Backup-Goalie, Danny Aus den Birken stand wie gestern gegen Dänemark zwischen den Pfosten. Neu im Team war außerdem Leon Draisaitl anstelle von Philip Gogulla.

Team Italien unter Trainer Stephan Mair konnte ebenfalls aus dem Vollen Schöpfen und brachte Tomaso Traversa, der im letzten Spiel gefehlt hat.

Das Spiel begann wie erwartet mit Druck der deutschen Mannschaft. Die erste große Chance gab es bereits in der 1. Spielminute durch Christian Ehrhoff mit einem Sololauf über die linke Seite. Seinen Schuss aufs kurze Eck konnte Andreas Bernard im Tor der Italiener gerade noch mit dem Schoner abwehren.

Das war bereits zu Beginn ein klares Zeichen, in welche Richtung das Spiel gehen sollte.

Drei Minuten später war es dann wieder der deutsche Kapitän mit einem Torabschluss...und diesmal war der Puck drin.
Ein schneller Angriff über Leon Draisaitl am rechten Flügel, dann der kluge Diagonalpass zurück auf links zum eingelaufenen Christian Ehrhoff, der noch 2 Schritte ging und den Puck trocken in den linken Torwinkel feuerte.

Mitten im Jubel der Deutschen dann aber vollkommen unerwartet die kalte Dusche für die überwiegend deutschen Fans in der Halle, als die Italiener aus dem Nichts zum Ausgleich kamen.

Michelle Marchetti zog nach Pass der Simon Kostner aus dem eigenen Drittel in die deutsche Verteidigungszone und brachte den Schuss zentral aufs Tor. Danny Aus den Birken, der den Puck flach durch die Schoner bekam, sah bei seiner ersten Prüfung im Spiel nicht gut aus.

Nach genau 6 Minuten stand dann wieder die Paradekomination der Deutschen auf dem Eis: Ehrhoff passte an der blauen Linie quer zu Draisaitl, lief nach vorn und Draisaitl schickte den Puck postwendend zurück zu ihm. Aus ähnlicher Position wie beim 1:0 hätte er sein 2. Tor des Abends erzielen können, aber verzog knapp.

Ehrhoff und Draisaitl drückten dem Spiel bis dahin klar ihren Stempel auf.

Die Italiener kamen in der Folge kaum zu strukturierten Angriffen und spielten häufig nur die Scheibe tief. Das Ziel ist klar, die Deutschen möglichst weit weg vom Tor zu halten und lange das Unentschieden zu verteidigen.

In der Folge versuchten es Abeltshauser, Denis Reul und Dennis Seidenberg jeweils mit Schüssen von der blauen Linie, die Bernard im Kasten der Azzurri aber abwehren konnte. Auch Brooks Macek scheiterte nach Traumpass von Ehrhoff alleinstehend vor dem Tor.

Italien kam nur noch zu vereinzelten Kontern, die die deutsche Abwehr jedoch gut im Griff hatte.

Nach 16:42 Minuten dann die erste Strafe im Spiel. Es traf Alexander Egger auf Seiten der Italiener wegen Beinstellens an Yasin Ehliz.

Bei Deutschland standen jetzt natürlich wieder Ehrhoff an der blauen Linie und Draisaitl als Spielmacher auf dem Eis, doch diese erste Angriffswelle verpuffte.

Mit dem nächsten Angriff fiel dann aber die erneute Führung für Team Deutschland. Dennis Seidenbergs Schuss von der blauen Linie konnte Bernard nur abprallen lassen und Matthias Plachta nutzte den Nachschuss zum verdienten 2:1 für die Hausherren.

Das Schussverhältnis sprach mit 13:2 klar für Deutschland und die Pausenführung war somit natürlich hochverdient.

Auch das 2. Drittel begann das Team von Marco Sturm offensiv. Draisaitl hatte direkt nach der 1. Minute die nächste Chance. Er bekam den Puck hinter dem Tor, fuhr rund ums Tor und scheiterte am kurzen Pfosten am Torhüter.

Als nächstes war es Verteidiger Reul, der Gefahr vor dem italienischen Tor durch einen platzierten Schlagschuss erzeugte, Yannick Seidenberg fälschte ab, aber der Puck ging nicht rein.

Im nächsten Anlauf dann das 3:1 für Deutschland: Berlins Frank Hördler auf den mitgelaufenen Yannick Seidenberg, der zielsicher ins lange Eck abschloss.

Weiter ging es danach nur aufs italienische Tor und 2 Minuten später fiel das vorentscheidende 4:1 durch Dominik Kahun. Ein schneller Angriff über rechts, dann der Move in die Mitte und der Schuss aufs Tor. Aus dem Gewühl kam die Scheibe erneut zum jungen Münchner und der nutzte die Chance mit der Rückhand und versenkte die Scheibe.

Italien schafft es weiterhin nur selten mit gutem Spielaufbau aus dem eigenen Drittel. Danny Aus den Birken, der zu Beginn noch recht verunsichert wirkte, gewann nach und nach an Sicherheit.

Reimers Schuss ging kurz darauf knapp vorbei am Tor und weiterhin flogen die Schüsse im Minutentakt auf Bernard zu. Er wurde von den Deutschen warmgeschossen und mußte alles aufbieten, damit der Rückstand nicht anwuchs.

Dennis Seidenberg leistete sich kurz darauf gleich 2 Fouls in einer Aktion und musste für Beinstellen und einen anschließenden Bandencheck auf die Strafbank.

Nun hieß es 4 Minuten Unterzahl für Deutschland, die erste gute Chance hatte aber ausgerechnet das Unterzahlteam, als Gerrit Fauser und Patrick Hager, der nach seiner Sperre wieder dabei war, ein 2-auf-1 Break laufen konnten. Hager scheiterte aber vor dem Tor und konnte nicht auf 5:1 stellen.

In der Folge war es Marco Insam, der gleich zweimal das deutsche Tor in Gefahr brachte. Sein erster Schuss brachte den Pfosten zum Klingen, den nächsten Schuss entschärfte Aus den Birken stark mit der Fanghand.

Das italienische Powerplay strahlte dann aber keine weitere Gefahr für das deutsche Tor aus, sodass die 4 Minuten Überzahl ohne Tor verstrichen.

Mehr passierte nicht mehr im 2. Drittel, sodass Deutschland mit einer beruhigenden 4:1-Führung zum Pausentee gehen konnte.

Im letzten Drittel hatte Italien erneut per Powerplay nach Strafe für Marcus Kink wegen Behinderung die Chance, zu verkürzen. Italien stand zwar gut in der Powerplay-Formation, konnn sich aber trotz präziser Pässe keine Chance erarbeiten. Deutschland machte den Raum vor dem eigenen Tor dicht und so blieb es beim 4:1 für Deutschland.

Das Spiel ging anschließend wie schon in den ersten beiden Dritteln fast nur auf das Tor der Italiener und Bernard bekam eine Chance nach der anderen, sich auszuzeichnen.

Nach 50 Minuten hätte es auch deutlich höher für die deutsche Auswahl stehen können, wenn nicht sogar müssen.

Bei 4-gegen-4 nach Strafen gegen beide Teams war nun deutlich mehr Platz auf dem Eis , den Italien zu nutzen versuchte. Danny Aus den Birken stand nun auf einmal im Fokus und mußte gute Chancen von Insam und Giovanni Morini vereiteln.

Als dann beide Teams wieder komplett waren, ging es aber weiter auf das italienische Tor. Brooks Macek versuchte es aus zentraler Position mit dem Rücken zum Tor, doch Bernard brachte in höchster Not noch die Schoner zusammen und verhinderte das nächste Tor.

Den Schlusspunkt setzte - wie konnte es anders sein - natürlich Leon Draisaitl, der mit einem Konter in der letzten Sekunde nochmal Goalie Bernard prüfte, der aber den Torerfolg des Kölners verhinderte.

Am Schluss brachte Deutschland das Spiel souverän zu Ende und hat nun im Kampf ums Viertelfinale 9 Punkte auf dem Konto wie Lettland, das der Gegner im letzten Gruppenspiel sein wird. Italien trifft am Montag auf Dänemark.

Alexander Egger wurde nach dem Spiel zu Italiens bestem Spieler gewählt. Die Ehrung für den besten Deutschen ging verdientermaßen an Leon Draisaitl.

Italiens Trainer Stephan Mair war nach dem Spiel sehr enttäuscht von der Leistung und Einstellung seiner Mannschaft. „Wir haben nicht gespielt, um zu gewinnen, sondern um nicht zu verlieren.“ Er beklagte darüber hinaus die Einstellung einiger Spieler im Kader, die es an Einsatz vermissen ließen, und deutete Wechsel vor dem nächsten Spiel an.

Der Pfostenschuss von Insam hätte ein Schlüssel sein können, um das Spiel noch zu drehen, doch das änderte nichts am verdienten Sieg der Deutschen, gratulierte Mair fair seinem Kontrahenten Marco Sturm.

Dieser war „glücklich über den Sieg nach der gestrigen Niederlage“, und blickt nun zuversichtlich auf das entscheidende Gruppenspiel gegen Lettland.

DEB-Coach Sturm sprach auf der Pressekonferenz auch den Wirbel um die neu hinzugekommenen NHL-Spieler Grubauer und Draisaitl an. „Ich bin glücklich, beide Spieler dabei zu haben. Philipp Grubauer braucht aber noch 1-2 Trainingseinheiten.“

Im Pauseninterview des 1. Drittels äußerte sich auch Leon Draisaitl zum Hype um seine Person: „Ich spiele für Deutschland, nicht für mich selbst, und versuche das etwas auszublenden“, antwortete er auf die Frage, ob er den Hype um seine Person mitbekomme.

 

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