Internationaler Eishockeyverband

US-Boys feiern Gruppensieg

US-Boys feiern Gruppensieg

Comeback-Sieg gegen Russland

Publiziert 16.05.2017 20:32 GMT+2 | Autor Jannick Niessner
US-Boys feiern Gruppensieg
Der Amerikaner Anders Lee (#27) mit einer Torchance gegen den russischen Torwart Andrei Vasilevski. Foto: Andre Ringuette / HHOF-IIHF Images
Am letzten Vorrundentag in Köln durften sich die Fans über einen echten Eishockey-Klassiker freuen. Russland gegen die USA, ein Duell mit großer Tradition.

Die Sbornaja ging mit viel Selbstvertrauen in die Partie, das Team von Cheftrainer Oleg Znarok konnte alle bisherigen Punktspiele gewinnen, lediglich gegen Schweden musste man in die Verlängerung. Der letztjährige WM-Dritte profitierte im Turnier vor allem von einer überragenden Offensive. 32 Tore erzielten die Russen im bisherigen Turnier, mit Artemi Panarin und Nikita Kucherov führen zwei Spieler die Scoring-Liste an.

Auf Seiten der USA blickte man ebenfalls hoch motiviert auf dieses Traditionsduell. Die Auftaktniederlage gegen Deutschland machten die US-Boys durch überzeugende Auftritte gegen Schweden, Lettland und Co. vergessen. Das Team von Coach Jeff Blashill brauchte einen Sieg innerhalb der regulären Spielzeit, um die Russen vom ersten Platz zu verdrängen.

Verbunden mit dem Gruppensieg bringt der erste Platz zusätzlich den Vorteil mit sich, das Viertelfinale in Köln austragen zu können und so keinen Reisestress auf sich nehmen zu müssen.

Die LANXESS arena bot mit 18.756 Zuschauern (ausverkauft) eine würdige Kulisse für das Duell um den Gruppensieg, die große Mehrzahl der Zuschauer drückte der Sbornaja die Daumen.

Geleitet wurde die Partie von den Unparteiischen Anssi Salonen aus Finnland und Daniel Sticker aus der Schweiz.

Die erste Gelegenheit der Partie hatte Nick Bjugstad auf Seiten der USA. Nach einem Fehler in der Passannahme von Ivan Telegin kam der amerikanische Stürmer aus zentraler Position zum Schuss. Die Scheibe flog jedoch knapp am Tor vorbei.

Nach 3:51 Minuten musste Artyom Zub wegen „High Sticking“ für zwei Minuten vom Eis. In der anschließenden Überzahl schafften es die US-Boys jedoch nicht Druck auf den Gegner auszuüben. Durch engagierte Verteidigungsarbeit hielten die Russen ihre Gegenspieler vom Tor fern und überstanden so die Unterzahl schadlos.

Grade wieder vollzählig, da kassierten die Russen bereits die nächste Strafe. Wegen Stockschlages musste Nikita Kucherov für zwei Minuten auf der Strafbank platznehmen. Diesmal gelang es dem Team von US-Trainer Blashill besser, offensive Akzente zu setzen. Die Schüsse von Nick Schmaltz und Brock Nelson konnte Andrei Vasilevski im russischen Tor jedoch sicher parieren.

Das erste Tor der Partie fiel in der 12:28 Minute. Nach dem Scheibengewinn im eigenen Drittel schickte Bogdan Kiselevich seinen Teamkollegen Nikita Gusev auf die Reise in Richtung des US-Tors. Mit viel Tempo konnte der Stürmer die amerikanischen Verteidiger abschütteln und zimmerte den Puck aus drei Metern in die Maschen, Goalie Jimmy Howard war chancenlos.

Das Team USA versuchte im Anschluss selbst gefährlich vor das russische Tor zu kommen, die russischen Abwehrcracks ließen jedoch keine Einschussmöglichkeiten zu.

Durch eine 2+2-Minutenstrafe gegen Stürmer Sergei Plotnikov (14:30 wegen „High Sticking“) konnten die Amerikaner erneut in Überzahl agieren, das Powerplay brachte jedoch auch diesmal nicht den erhofften Ausgleichstreffer. Zu ungenau spielte sich das Team aus Übersee die Scheibe vor dem Tor zu, so hatten die russischen Verteidiger immer wieder die Gelegenheit den Puck aus dem eigenen Drittel zu befördern.

Dass die Sbornaja das effizientere Team im ersten Drittel war, zeigte sich an der Torschussstatistik. 16-mal flog der Puck auf das russische Tor, auf der Gegenseite musste US-Goalie Jimmy Howard nur drei Mal in Aktion treten. Der Sololauf von Torschütze Kiselevich reichte aus, um die USA mit einem 0:1-Rückstand in die Kabine zu schicken.

Zu Beginn des zweiten Drittels versuchten die Amerikaner gleich dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken. Von der blauen Linie prüfte Noah Hanifin den russischen Schlussmann mit einem harten Schuss. Diese Chance konnten die Russen noch abwehren, wenige Augenblicke später zappelte die Scheibe dann jedoch im Netz. Ein Schuss von der rechten Seite ließ Vasilevski nur abprallen. Vor dem Tor sicherte sich Brock Nelson den Puck und schob ihn mit viel Übersicht zum freistehenden Kevin Hayes, der mit der Rückhand zum Ausgleich traf (bei 21:00).

Kurze Zeit später war es Nikita Gusev, der nach einem Konter alleine auf Jimmy Howard zulief. Mit einer tollen Parade verhinderte der Goalie von den Detroit Red Wings jedoch den erneuten Rückstand seines Teams. Die Partie entwickelte sich nun zu einem echten Schlagabtausch. Beide Mannschaften drückten auf den Führungstreffer, immer wieder boten sich den Zuschauern spektakuläre Torraumszenen.

In der 28. Minute ertönte erneut die Torsirene. Im gegnerischen Drittel erkämpfte sich Sergei Andronov durch einen harten Check die Scheibe hinter dem Tor und legte anschließend ab auf den freien Anton Belov. Der Verteidiger zögerte nicht lange und zog wenige Meter vor der blauen Linie ab, auch hier hatte Howard im Tor keine Abwehrmöglichkeit. Chancen auf beiden Seiten prägten die folgenden Minuten in einem guten Eishockeyspiel. Körperlich ging es zur Sache, beide Mannschaften nahmen diese Spielweise jedoch an und stellten sich entsprechend darauf ein.

Wieder kamen die Amerikaner zurück, wieder gelang ihnen der Ausgleich. Nach schönem Zuspiel von Brock Nelson in der 33. Minute hatte Dylan Larkin viel Platz im Drittel der Russen. Gekonnt legte sich der Stürmer den Puck auf die Vorhand und schlenzte die Scheibe anschließend gekonnt aus ca. fünf Metern in die Maschen zum 2:2.

Die Freude über den erneuten Ausgleich wehrte jedoch nicht lange. Bei 35:17 auf der Uhr musste Jack Eichel wegen Behinderung für zwei Minuten vom Feld. In Überzahl fuhren die Russen einen blitzsauberen Konter über Vadim Shipachyov. Der Stürmer ließ mit viel Tempo seine Verteidiger hinter sich und spielte vor dem Tor einen blitzsauberen Pass auf Nikita Gusev, der nur seinen Stock hinhalten musste und so zum 3:2 traf (36:15).

Keine Zeit zum durchatmen blieb den Zuschauern im zweiten Drittel, denn bei 37:43 erzielte Kevin Hayes das fünfte Tor in diesem Spielabschnitt. Ivan Provorov verlor die Scheibe hinter dem eigenen Tor an Johnny Gaudreau. Der Amerikaner reagierte schnell und passte den Puck sofort vor das russische Tor. Dort stand Hayes goldrichtig, der 25-jährige Stürmer der New York Islanders beförderte das Spielgerät aus kurzer Distanz ohne Probleme ins Tor zum 3:3.

Mit Spannung ging es ins Entscheidungsdrittel, wer würde in diesem packenden Eishockeyspiel als Sieger vom Feld gehen? In einer vollkommen ausgeglichenen Partie brauchten die USA unbedingt einen Sieg nach 60 Minuten, um als Gruppenerster in die K.O-Phase einzuziehen. Ivan Provorov prüfte in der 46. Minute Howard im Tor der USA, die Scheibe landete jedoch im Fanghandschuh des Schlussmanns. Wegen Stockschlags sprachen die Schiedsrichter in der 46. Minute eine Zwei-Minutenstrafe gegen Anders Lee aus, die Chance also für die Russen erneut in Führung zu gehen. An Möglichkeiten mangelte es auf russischer Seite während des folgenden Powerplays nicht. Von der blauen Linie zielte Dmitri Orlov etwas zu genau, der Puck sprang vom Pfosten wieder ins Feld. So überstanden die USA mit großem Einsatz und etwas Glück diese Unterzahl ohne einen Gegentreffer zu kassieren.

Das erste Tor im Schlussdrittel erzielten die USA in der 53. Minute. Nach einer Strafe gegen Kuznetsov wegen Stockschlags nutzten die Amerikaner ihr Powerplay sofort aus. Mit schnellen Pässen spielten die Schützlinge von Jeff Blashill die Verteidigung aus, am Ende war es Anders Lee, der von der rechten Seite per Direktschuss zum 4:3 traf. Yevgeni Kuznetsov schien es auf der Strafbank zu gefallen, wenige Minuten nach seiner Strafe wegen Stockschlags musste er diesmal wegen Behinderung vom Feld. In Unterzahl hatte Top-Torjäger Artemi Panarin den Ausgleich auf dem Schläger, im eins gegen eins scheiterte der Stürmer jedoch an Howard.

Die Niederlage vor Augen bäumte sich die Sbornaja nochmal auf. Angefeuert von tausenden Anhängern in der LANXESS arena versuchten die Spieler von Trainer Znarok alles um noch den Ausgleich zu erzielen. Zwei Minuten vor Schluss ging Torwart Vasilevski vom Feld und machte Platz für einen zusätzlichen Feldspieler. Die USA ließen sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen, kurz vor Schluss fing Dylan Larkin einen Pass der Russen ab und spielte ihn weiter auf Brock Nelson. Der Stürmer hatte freie Bahn und traf ins leere Tor zum 5:3.

Ein packender Eishockeykrimi endet mit einem Sieg der Amerikaner. Beide Mannschaften lieferten ein Spiel auf hohem Niveau ab, am Ende belohnten sich die USA für einen engagierten Kampf. Drei Mal kamen die Amerikaner zurück, am Ende verdienten sie sich die drei Punkte und den Gruppensieg. Bester Spieler der Russen wurde Viktor Antipin, auf Seiten der USA wurde Dylan Larkin ausgezeichnet. 

Im Viertelfinale treffen die USA nun auf den Vierten der Gruppe B, die Russen treten in Paris gegen das drittplatzierte Team an.

 

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