Internationaler Eishockeyverband

Schweden im Finale!

Schweden im Finale!

Finnland unterliegt dem Nachbarn deutlich

Publiziert 20.05.2017 23:09 GMT+2 | Autor Torsten Gaber
Schweden im Finale!
William Nylander (#29), Nicklas Bäckström (#19) und die Teamkameraden feiern ein schwedisches Tor im Halbfinale gegen Finnland. Foto: Matt Zambonin / HHOF-IIHF Images
Im Halbfinale siegten die Schweden im nordischen Duell gegen Finnland hochverdient mit 4:1 (1:1; 2:0; 1:0).

Im zweiten Halbfinale der Eishockey-WM 2017 standen sich am Samstagabend Schweden und Finnland gegenüber.

Beide Coaches konnten aus dem vollen Schöpfen und mussten drei Spieler auf die Tribüne setzen.

Bei den Schweden stand natürlich erneut Henrik Lundqvist im Tor. Der NHL-Goalie von den New York Rangers war erst im Verlauf des Turniers zur Mannschaft gestoßen.

Finnlands Coach Lauri Marjamäki vertraute zwischen den Pfosten erneut auf Harri Sateri, der im Viertelfinale einen Shutout feierte beim 2:0 gegen die USA.

Auch gegen die favorisierten Schweden sollte eine konzentrierte Defensivleistung erforderlich sein, um zu gewinnen.

Nach ihrem Sieg im Viertelfinale gegen die Schweiz (3:1) mußte das Tre-Kronor-Team gestern von Paris nach Köln zurückreisen. Doch von Müdigkeit oder schweren Beinen war von Anfang an nichts zu sehen. 

Die Rivalität beider nordeuropäischer Mannschaften blitzte bereits nach 15 Sekunden auf, als sich beide Teams nach Abpfiff zu einem kleinen Handgemenge vor Schwedengoalie Lundqvist versammelten. Das tschechische Schiedsrichtergespann beruhigte allerdings schnell die Gemüter.

Nach 1:49 Minuten dann der erste Schussversuch der Schweden und direkt das 1:0 für den Favoriten. Bäckström legte den Puck beim Bully zurück auf Alexander Edler, der den Puck mit einem verdeckten Schlagschuss von der blauen Linie im langen Eck versenkte.

Im Anschluss hatte dann Marcus Krüger die Chance, auf 2:0 zu stellen, doch Harri Sateri wehrte seinen Schuss aufs kurze Eck aus 5 Metern mit der Schulter ab.

In der 5. Minute fiel dann aber der Ausgleich für Finnland. Die Schweden konnten sich im eigenen Drittel nicht befreien, Aaltonen passte in die Mitte zu Kemppainen und der traf aus zentraler Position trocken zum Ausgleich.

Es entwickelte sich in den nächsten Minuten ein munteres Spiel, in dem sich beide Teams gute Torchancen herausspielten. Gabriel Landeskog versuchte es mit einer Einzelaktion über links und zog vors Tor. Doch Sateri behielt die Ruhe und konnte den Rückhandschuss sicher abwehren.

Auf der anderen Seite war es Filppula, der einmal ums schwedische Tor herumfuhr und dann auf den im Rückraum wartenden Ville Lajunen passte. Lajunen verzog allerdings unbedrängt an der Drittelgrenze und der Puck ging knapp am Tor vorbei.

Nun war wieder Schweden an der Reihe. Viktor Rask stand plötzlich frei neben dem  finnischen Tor nach einem gut getimten Querpass seines Teamkollegen von John Klingberg, konnte den Puck aber nicht kontrollieren. Es blieb beim unentschieden.

Die Schweden checkten früh vor und zwangen Finnland zu Fehlern im eigenen Drittel. Nach dem Puckgewinn an der Bande und schöner Passstafette kam plötzlich der schwedische Topscorer dieses Turniers, William Nylander, frei vor dem Tor zum Schuss, konnte seine Torstatistik allerdings nicht erhöhen. Sateri stand gut und wehrte sicher ab.

Dann kamen aber plötzlich die Finnen mit schnellem Spielaufbau aus der eigenen Zone, Sebastian Aho führte die Scheibe durchs Mitteldrittel vorbei an zwei schwedischen Angreifern, passte rechts raus auf Puljujärvi, aber Lundqvist bewies, dass seine Nachnominierung absolut gerechtfertigt war. Er wehrte den harten Schuss mit dem Schoner am kurzen Eck ab und verhinderte die zu diesem Zeitpunkt etwas schmeichelhafte Führung der Finnen.

In der 18. Minute waren es dann erneut die Finnen, die nah am 2:1-Führungstreffer waren. Die finnischen Fans jubelten bereits, doch der Schuss von Pyörälä aus spitzem Winkel ging nur ans Außennetz.

Die letzte Gelegenheit, mit einer Führung in die Pause zu gehen, hatten dann aber die Schweden. Nicklas Bäckström spielte auf Nylander, der weiter zu Oliver Ekman-Larsson, aber dieser verpasste knapp die Einschussgelegenheit am langen Pfosten. So ging es mit einem 1:1-Unentschieden in die erste Drittelpause. Schweden war mit 11:5 Torschüssen nach 20 Minuten deutlich gefährlicher als die Finnen.

Dies dürfte der finnische Coach in der Kabine auch angesprochen haben, denn Oskar Osala versuchte es direkt nach dem Wiederanpfiff mit dem ersten erfolgversprechenden Angriff im zweiten Drittel. Er lief mit der Scheibe übers halbe Feld und sah an der blauen Linie Verteidiger Lehtonen. Lundqvist behielt nach dessen Schuss im Gewühl vor dem Tor den Überblick und deckte die Scheibe mit dem Fanghandschuh ab.

In der 23. Minute dann das erste Powerplay im Spiel für Schweden, als Filppula auf die Strafbank mußte: Er hatte sich noch nicht hingesetzt, als es nach nur 6 Sekunden im finnischen Tor einschlug und er die Strafbank bereits wieder verlassen durfte. 

John Klingberg jagte einen präzisen Schlagschuss von der blauen Linie zum 2:1 ins Tor. Dem Keeper war die Sicht verdeckt. William Nylander hatte das Bully vorher gewonnen, und konnte seiner Scorer-Statistik einen weiteren Punkt hinzufügen.

In der 28. Minute verhängten die Schiedsrichter eine Bankstrafe gegen Schweden wegen zu vieler Spieler auf dem Eis. Somit hatten nun auch die Finnen die Gelegenheit, im Powerplay zu treffen. Die Schüsse von Lajunen, Puljujärvi und Honka fanden jedoch alle ihren Meister in Henrik Lundqvist, sodass die Überzahl ohne Tor für Finnland verging.

Kurz vor Ablauf der Strafe hatte dann Gabriel Landeskog sogar noch die Chance, per Shorthander zu treffen. Bedrängt von zwei Finnen konnte Salteri aber seinen Rückhandschuss blocken.

Nach 33:35 Minuten dann wieder eine Strafe gegen Finnland. Nun waren die Schweden an der Reihe und konnten ihr Powerplay aufs Eis bringen.

Und auch diesmal schlug das Special-Team der Schweden eiskalt zu. Bäckström sieht den freien Nylander im Slot vor dem Tor und der erzielte sein 7. Turniertor unhaltbar aus kurzer Distanz zum 3:1.

In der 36. Minute folgte dann ein erneutes Powerplay für Schweden. Wieder standen Nylander und Backstrom auf dem Eis und sorgten für Torgefahr. Nach Traumpass von Bäckström auf den freien Nylander vor dem Tor mußte Finnen-Goalie Salteri sein ganzes Können aufbieten und rettete spektakulär mit dem Schoner. Diesmal überstanden die Finnen die Unterzahl.

Am Ende ging es mit einer verdienten Führung für Schweden in die Kabinen. Finnland brachte es nur auf 6 Torschüsse, denen 15 Schüsse der Schweden entgegenstanden in der Statistik.

Das dritte Drittel begann mit zwei gefährlichen Aktionen der Schweden, Bäckström und Nylander konnten aber den finnischen Keeper nicht überwinden. Aber auch die Finnen agierten offensiver als zuvor. Schließlich lagen sie 2 Tore zurück und mußten nun mehr riskieren.

Kemppainen kam nach 6 Minuten in eine gute Schussposition vor dem Tor. Aber die schwedische Wand vor ihm stand weiterhin sicher.

Zwar versuchten es in der Folgezeit die Finnen mit mehr Druck nach vorn, doch ein weiteres Tor sollte nicht herausspringen. Die Schüsse waren im Endeffekt leichte Beute für Keeper Lundqvist oder seine Vorderleute, die die Schüsse abblockten.

Die Schweden warteten in der Folgezeit geduldig auf ihre Chance, das Spiel endgültig zu entscheiden und die bot sich ihnen dann in der 54. Minute. Joakim Nordström schoss etwas überraschend vom linken Bullykreis aufs kurze Eck, nachdem er die Scheibe gut gegen einen finnischen Verteidiger abschirmte. Der Puck rutschte dem Torhüter zwischen Pfosten und Körper durch.

2:07 Minuten vor Ende der Partie ging der finnische Torwart dann vom Eis für den 6. Feldspieler. Aber Lundqvist hielt alles, was auf ihn zuflog. Und wo er bereits geschlagen war, retten Pfosten und Latte.

Es blieb am Ende bei einem vielumjubelten 4:1-Sieg für Schweden. Die schwedischen Fans unter den 11.242 Zuschauern in der LANXESS arena feierten ihr Team zurecht für den Finaleinzug.

Bester Spieler bei Team Finnland wurde Joonas Kemppainen, auf der Gegenseite durfte sich Nicklas Backström über eine neue Uhr freuen.

Nach der Partie wurden auch die besten Spieler des Turniers beider Mannschaften geehrt. Auf finnischer Seite ragten Sebastian Aho, Julius Honka und Veli-Matti Savinainen in Laufe der Weltmeisterschaften heraus. Schwedens Hedman, Nylander und Landeskog drückten dem Turnier aber aus Sicht der Schweden ihren Stempel auf.

Finnlands Coach Marjamäki gratulierte seinem Gegenüber nach dem Spiel fair. „Wir wußten vor dem Spiel, dass Schweden stark ist. Wir haben zu oft den Puck verloren und nahmen zu viele Strafen.“ Das Spiel wurde aus seiner Sicht durch die Special Teams verloren.

Rikard Grönborg (Schweden) resümierte nach dem Spiel, dass ein Team über die 60 Minuten gesehen besser war und verdient gewonnen hat. „Lundqvist ist einer der besten Torhüter der Welt. Wir haben Ihn in unseren Reihen und sind froh darüber.“

 

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