Internationaler Eishockeyverband

Zurück in Bercy

Zurück in Bercy

WM-Arena öffnet wieder ihre Tore

Publiziert 25.04.2017 15:09 GMT+2 | Autor Andy Potts
Das neue Jahr begann großartig für französische Hockeyfans mit der Rückkehr des Pokalfinals in den renovierten Palais Omnisport de Paris-Bercy.

Die große Spielstätte, in welcher das Pokalfinale jahrelang beheimatet war, wurde im Hinblick auf die 2017 IIHF Eishockey-Weltmeisterschaft, welche zusammen mit Köln ausgetragen wird, komplett renoviert.

Die Rouen Dragons gewannen den Pokal mit einem knappen 4:2-Sieg gegen die Grenoble Bruleurs de Loups dank Jason Krogs Siegestor in der 57. Minute. Es war der sechste Pokaltitel, womit sie den Pokal behalten können, den sie letztes Jahr in Marseille gewannen während der Umbauarbeiten in Paris.

Gleichzeitig hat das französische Organisationskomitee den Anlass dazu genutzt, das Volunteer-Programm für Paris zu starten unter dem Motto „Ensemble pour 2017“ (Gemeinsam für 2017) – das Programm für Köln wird ebenfalls dieses Jahr beginnen. Die erneuerte Arena bestand ihren ersten großen Test vor der WM.

Daumen hoch für die Spielstätte gabs auch von den Akteuren: Krog, einst Stanley-Cup-Finalist mit Anaheim, beschreibt die Arena als schön und fügt hinzu, dass das Eis für das erste Mal besser als erwartet war. Edo Terglav, der Trainer Grenobles, der zweimal in der alten Arena in Bercy den Pokal in die Höhe gestemmt hat, sagt, dass seine Rückkehr zur neuen, hochklassigen Arena unter die Haut ging.

Martine Nemecek, die das Organisationskomitee in Paris leitet, beschreibt den Sonntag als „einen sehr signifikanten Tag“, jedoch erwartet sie 18 geschäftige Monate um den Anlass vorzubereiten und auszutragen.

„Die Renovierung ist nun gemacht, nun sehen wir, wie die Arena für die Öffentlichkeit aussieht“, sagt sie. „Wir hören von unseren Gästen, dass sie ziemlich beeindruckt sind mit der Qualität der Arena. Ich denke wir können von Glück sprechen, eine solch gute Anlage wie diese als zweite Spielstätte zu haben.“

„Die Gestaltung, die wir heute haben, ist nicht genau so wie sie 2017 sein wird. Beispielsweise benötigen wir acht permanente Umkleidekabinen für die Mannschaft, was momentan nicht der Fall ist. Das Design wird nicht komplett identisch sein und auch das Eis wird anders sein. Auch außerhalb der Arena wird es anders sein, wenn wir den Fan-Park eröffnen“, fügt Nemecek hinzu.

Sie erklärt, dass die Eiscrew noch zusammengesetzt wird und das WM-Vorbereitungsspiel gegen Dänemark am 17. April wird der nächste Meilenstein in den Vorbereitungen für 2017 sein.

Nach den Terrorattacken in Paris sind auch Sicherheitsbedenken eine bedauerliche Realität für das Organisationskomitee geworden. Aufgrund der erhöhte, von der französischen Regierung angeordneten Sicherheitsstufe wurde jeder der 10 000 Fans durchsucht. Die Schlangen außerhalb der Arena verkleinerten sich aber bald und die Sicherheitsvorkehrungen wurden so störungsfrei wie möglich durchgeführt, etwas das Nemecek in den kommenden Monaten noch weiter optimieren möchte.

„Bereits vor November war die Sicherheitsstufe in Frankreich hoch und heute haben wir die höchstmögliche Sicherheitsstufe“, sagt sie, „aber diese Arena hat schon Konzerte mit ausverkauftem Haus beherbergt, von dem her wissen wir, womit wir es zu tun bekommen. Es lief jetzt effizient und es werden noch weitere Anlässe vor 2017 stattfinden um Verbesserungen anzubringen.“

Bevor die Weltmeisterschaft kommt, wird der französische Eishockeyverband (FFHG) sein zehnjähriges Bestehen feiern. Er wurde im April 2006 als eigenständiger Verband gegründet. Während dieses Jahrzehnts hat sich die Grande Nation in der Top-Division der IIHF Eishockey-Weltmeisterschaft etabliert, die nationale Meisterschaft gestärkt und mehr Weltklasse-Spieler in die großen Ligen Europas und Nordamerikas gebracht.

Es überrascht daher nicht, dass Luc Tardif, Präsident des französischen Eishockeyverbands und Mitglied im IIHF-Council, glücklich ist über das Erreichte und über die Zukunft.

„Wir haben diese Saison eine ziemlich enge Meisterschaft und haben fast überall gute Zuschauerzahlen“, sagt er. „Die spielerische Klasse verbessert sich, ebenso die Nachwuchsförderung und wir sind nun seit beinahe zehn Jahren in der Top-Division [der Weltmeisterschaft]. Das ist wirklich wichtig, denn es erlaubt unseren jungen Spielern zu träumen.“

Auf dem Weg gab es auch einige Wendepunkte – insbesondere der Sieg über Russland in Helsinki in 2013, der erste überhaupt gegen die Russen/Sowjets bei einer Weltmeisterschaft. Darauf folgte ein Jahr später der Sieg gegen Kanada in Minsk, wo Les Bleus das Viertelfinale erreichten und neue Horizonte eröffneten.

„Wenn ich zu den Jungen spreche, sehen sie, was möglich ist“, so Tardif. „Ich erinnere mich, als wir erstmals bei einer Weltmeisterschaft mitspielten. Wir schauten früher auf den Spielplan und wählten die Spiele aus, die wir gewinnen mussten [um den Klassenerhalt zu schaffen]. Bei allen anderen, wie gegen Kanada, konnten wir nur versuchen das Resultat tief zu halten.“

„Nun finden Änderungen statt. Als wir Russland schlugen, glaubten wir, dass es möglich war jeden zu schlagen. Dann schlugen wir ein Jahr später Kanada. Nun können wir ohne Minderwertigkeitskomplexe auf den Spielplan schauen. Das war ein großer Schritt nach vorne. Unsere Spiele haben eine neue Sichtweise. Sie gehen mit einer anderen Mentalität aufs Eis. Wir können Spiele gewinnen.“

Der nächste Schritt ist es, Eishockey in Frankreichs verstopfter Sportagenda weiter hinauf zu stoßen. In einem Land, in welchem Fußball und Rugby die großen Mannschaftssportarten sind, wo legendäre Anlässe wie die Tour de France im Radsport, das Pferderennen Prix de l’Arc de Triomphe oder die 24 Stunden von Le Mans im Motorsport Kultstatus haben, könnte die Austragung des größten, jährlich stattfindenden Wintersportanlasses wegweisend sein.

„Wir hoffen, dass wenn wir die 2017 IIHF WM austragen, die Leute Eishockey mit anderen Augen betrachten werden“, sagt Tardif. „Unsere Liga fand früher in wenigen Regionen mit einer wirklichen Hockeykultur statt, etwa in den Alpen, doch nun kommen Großstädte hinzu. Bordeaux stieg dieses Jahr auf und hat 3500 Zuschauer bei den Spielen. Wir haben auch ein Team in Lyon. Wir sind immer noch weit hinter Fußball und Rugby, aber es läuft wirklich gut in unseren traditionellen Regionen und nun müssen wir in die großen Städte. So hat es Rugby gemacht. Es war einst ein Sport im Südwesten, nun sind zwei Mannschaften in Paris. Wir benötigen diese landesweite Ausstrahlung. Wir brauchen eine große Mannschaft in der Hauptstadt und die ist auf dem Weg.“

Auch deswegen war es wichtig die kleinere Eishalle in Bercy zu behalten, die ursprünglich während des Umbaus hätte weichen sollen. Deswegen sind auch zwei neue Eisflächen beim Hauptsitz des Verbands geplant in der Nähe des Flughafens Charles de Gaulle.

„Ich hoffe, dass wir nun nationale Sponsoren erreichen können. In unserer nationalen Liga sind die Sponsoren meistens regional“, sagt Tardif, „aber bald wird Paris involviert sein mit 14 Tagen Weltklasse-Eishockey. Nach diesen zwei Wochen hoffe ich, dass die Dinge für uns anders sein werden.“

 

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